Mikroskopische Aufnahme von Leberzellen: Rote Leberzellen mit schwarzem Zellkern, dazwischen große gelbe Vakuolen mit Triglyceriden© Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus
Bei einer Fettleber ist mindestens die Hälfte der Leberzellen verfettet. In dieser mikroskopischen Aufnahme erkennen Sie Triglyceride als große gelbe Vakuolen zwischen den roten Leberzellen.

MASLD

ASS GEGEN FETTLEBER WIRKSAM

Jeder Vierte über 40 Jahre in Deutschland hat eine Fettleber, die Tendenz steigt. Durch die Einlagerung von Fett entzündet sich die Leber und funktioniert nicht mehr richtig. Die Therapie besteht aktuell allein in der Bekämpfung der Ursachen. Hier könnte bald ein alter Bekannter zum Zug kommen.

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Die Diagnose Fettleber bedeutet, dass mindestens die Hälfte der Leberzellen von Verfettung betroffen sind. Zu den Ursachen gehören Überernährung, Mangelernährung und metabolische Störungen wie Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Aber auch Schadstoffe (wie Alkohol und Medikamente), Viren wie Hepatitis C oder Autoimmunerkrankungen greifen die Leber an.

Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen als Ursache können zwar mit Medikamenten behandelt werden, ansonsten steht vor allem der Lebensstil im Fokus der Therapie. Arzneimittel gegen die Fettleber an sich gibt es aktuell keine. Neue Studien aus den USA zeigen jetzt, dass ein altbewährter Wirkstoff den Fettanteil in der Leber senken kann.

ASS senkt Fettanteil der Leber deutlich

Ein Team um die Hepatologin Dr. Tracey G. Simon vom Massachusetts General Hospital in Boston hat niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) an 80 Probanden mit Fettleber untersucht. Die Personen litten an einer metabolisch bedingten Fettlebererkrankung (MASLD). Andere Lebererkrankungen, starken Alkoholkonsum und den Gebrauch von ASS in den letzten sechs Monaten schlossen die Forscher im Vorfeld aus.

Die Probanden erhielten entweder täglich 81 mg ASS oder Placebo über sechs Monate. Erstaunlich: Bei den Teilnehmern der ASS-Gruppe sank der absolute Fettgehalt der Leber um 6,6 Prozent, während er in der Placebogruppe um 3,6 Prozent anstieg. Somit reduzierte ASS den absoluten Leberfettgehalt insgesamt um 10,2 Prozent. Unerwünschte Ereignisse umfassten im Wesentlichen Infektionen der oberen Atemwege oder Gelenkschmerzen. Ein Proband der ASS-Gruppe litt an Sodbrennen.

Leberfett lockt Thrombozyten an

Wie genau ASS auf das Leberfett wirkt, ist noch unklar. Auch müssen größere Studien die Ergebnisse noch bestätigen. Insgesamt vermutet man aber schon länger, dass das eingelagerte Fett in den Leberzellen und die so entstehenden Schäden Thrombozyten anlocken. Sie unterstützen dann die Einwanderung von Immunzellen, was die Entzündung auslöst. ASS als Thrombozytenaggregationshemmer könnte hier also eine positive Rolle spielen.

Nicht nur Alkohol schadet der Leber

Im Sommer 2023 wurden die Bezeichnungen der Lebererkrankungen geändert. Aus der „nichtalkoholischen Fettleber“ (NAFL) wurde die metabolisch bedingte Fettlebererkrankung. Die Abkürzung MASLD geht auf die englische Bezeichnung der Erkrankung zurück: metabolic dysfunction- associated steatotic liver disease.

Hintergrund der Namensänderung waren Bedenken, Betroffene könnten durch die alte Bezeichnung, die das Wort Alkohol enthält, stigmatisiert werden. Eine Abgrenzung zwischen nichtalkoholischer und alkoholbedingter Fettleber ist schwer. Im Rahmen der Diagnostik wird der Betroffene auch zu seinem Alkoholkonsum befragt.

Fettleber mit schweren Folgen

Beschwerden verursacht eine Fettleber zunächst nicht. Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Druck im Oberbauch können unspezifische Symptome sein. Die Diagnose erfolgt dann über Ultraschall. Wird die Fettleber nicht behandelt, kann sie sich entzünden und schließlich ihre Funktion verlieren. Eine Leberzirrhose kann die Folge sein. Auch das Krebsrisiko steigt, und zwar nicht nur in der Leber.

Eine ursächliche Therapie für die Fettleber gibt es bisher nicht, die Behandlung besteht in einer Lebensstil-Veränderung mit ausgewogener Ernährung und Bewegung. Da das aber alles bekanntlich nicht so einfach ist, könnten die neuen Erkenntnisse die Therapie unterstützen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/niedrigdosis-ass-reduziert-leberfett-146284/
Simon TG, Wilechansky RM, Stoyanova S, et al.: „Aspirin for Metabolic Dysfunction–Associated Steatotic Liver Disease Without Cirrhosis. A Randomized Clinical Trial”, JAMA, 19. März 2024. https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2816236
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/ass-niedrige-dosis-reduziert-fettleber/
https://www.leberhilfe.org/neue-fachbegriffe-fuer-fettlebererkrankungen-aus-nafld-wird-masld/
https://www.bzfe.de/ernaehrung-im-fokus/aus-der-aktuellen-ausgabe/praevalenz-fuer-nichtalkoholische-fettleber-steigt/
https://www.deutsche-leberstiftung.de/presse/pressemappe/lebererkrankungen/fettleber/nicht-alkoholische-fettleber/

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