Steg verläuft über ein Moor. Ein kleiner Tuempel und drum herum sind Straeucher.© Vincent / iStock / Getty Images
Moore bilden einen Lebensraum für viele seltene Arten, säubern unser Wasser und schützen vor Überschwemmungen.

Umweltschutz

UNTERSCHÄTZTE MOORE

Im Kampf gegen den Klimawandel wird viel über Energiewende und Verkehr geredet. Dabei sind Moore eine der größten Klima-Baustellen – sie galten mal als lebensfeindlich und könnten doch zum wichtigen Verbündeten werden.

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Noch heute sind Moore mit düsteren Klischees besetzt. Dabei bieten sie einen Lebensraum für viele seltene Arten, säubern unser Wasser und schützen vor Überschwemmungen. Und intakte Moorgebiete sind echte Klimaschützer:
Sie können mehr CO2 speichern als jedes andere Ökosystem der Welt. Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, binden sie insgesamt etwa doppelt so viel Kohlendioxid wie alle Wälder der Erde zusammen.

Das sind nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) etwa 150 bis 250 Millionen Tonnen jedes Jahr. Und das funktioniert so: Durch Pflanzen werden große Mengen CO2 aus der Luft gebunden. Sterben Pflanzen und versinken in die wässrigen Ökosysteme, werden sie dort zersetzt und es bleibt eine schlammartige Torfschicht mitsamt dem gebundenen Kohlenstoff.

Von Kohlenstoffsenken zum Klimaproblem

Über Jahrhunderte wurden Moore allerdings trockengelegt, um die Flächen landwirtschaftlich zu nutzen und Torf abzubauen. Während ursprünglich 1,8 Millionen Hektar – eine Fläche so groß wie Sachsen – in Deutschland aus Moorgebieten bestand, wurden im 17. und 18. Jahrhundert 95 Prozent der Moore entwässert.

In der EU machen Moore eine Fläche von 59 Millionen Hektar aus – und etwa die Hälfte davon gilt nach Angaben der Heinrich-Böll-Stiftung wegen Torfabbau und Entwässerung als geschädigt. Wird einem Moor das Wasser entzogen, trocknen die Torfkörper aus und der gespeicherte Kohlenstoff wird wieder freigesetzt. 

„Moorflächen werden von Kohlenstoffsenken zu CO2-Emittenten.“

Allein in Deutschland stammen aktuell 7,5 Prozent der jährlichen Emissionen (etwa 53 Millionen Tonnen) aus entwässerten Mooren, schreibt das BMUV. Auf Moorböden produzierte Lebensmittel, egal ob bio oder konventionell, haben deshalb einen sehr großen CO2-Fußabdruck.

Auch Torf für den Einsatz als Substrat zum Gärtnern wird weiterhin in großen Mengen abgebaut. Um Moore zu schützen, sollten Hobbygärtnerinnen und -gärtner besser darauf verzichten. Der Bund für Naturschutz Deutschland (BUND) hat einen Einkaufsführer für torffreie Erden herausgegeben, an dem man sich orientieren kann. 

Die Lösung? Wasser marsch!

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die Emissionen aus entwässerten Mooren deutlich sinken. Das geht nur, indem man die Moorflächen wiedervernässt: Der Grundwasserspiegel wird angehoben, bis die gesamte Torfschicht keinen Kontakt mehr zur Luft hat – wodurch kein CO2 mehr emittiert wird.

Im März 2023 hat das Kabinett das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz verabschiedet, wodurch bis 2026 insgesamt vier Milliarden Euro für Ökosystemschutz, unter anderem für Moorwiedervernässungen, bereitgestellt werden. Die größte Herausforderung besteht darin, dass die meisten entwässerten Moorflächen aktuell landwirtschaftlich genutzt werden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, beispielsweise am Greifswald Moor Centrum, forschen deshalb aktuell daran, wie wiedervernässte Moore trotzdem für die Landwirtschaft genutzt werden können, sogenannte „Paludikultur“. Beispiele für neue Landnutzungsmöglichkeiten sind der Anbau von Schilf oder Rohrkolben als Baumaterialien.

Um noch zum Ende mit einem Klischee aufzuräumen: Im Moor kann man zwar einsinken, aber nicht untergehen. Weil sie aus Pflanzenresten bestehen, haben sie im Gegensatz zu Wasser eine viel höhere Dichte als der menschliche Körper.
Der Physik sei Dank! 

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